Die Bosch PST 700 E befindet sich am unteren Rand des Preisspektrums der Stichsägen und eignet sich somit vor allem für gelegentliche Anwender und Einsteiger. Trotzdem erwartet man von einer Marke wie Bosch ein gewisses Qualitätsniveau. Wir möchten in diesem Testbericht heute herausfinden, ob ein solches Markengerät auch bei kleinem Budget Sinn macht – oder ob man mit einem No-Name-Gerät sogar besser bedient wäre.
Ganz andere Schwerpunkte als bei der Konkurrenz
Zuletzt hatten wir im Bereich der Einsteiger-Stichsägen die Einhell TC-JS 80 im Test, die trotz sehr geringen Preises, recht viel Austattung bieten konnte. Bei Bosch wählt man einen anderen Weg. Es gibt weder eine Funktion für Pendelhub, noch eine Möglichkeit die maximale Hubzahl vorzuwählen. Während ich letzteres sehr schade finde, könnte das erste sogar ein Vorteil sein. Denn bei der Einhell-Säge sahen wir bereits, dass der Pendelhub auf Grund starker Vibrationen in der Praxis nur kaum nutzbar ist.
Bosch scheint hier also frei nach dem Motto “weniger ist mehr” sich im Low-Budget-Bereich lieber auf die Kernfunktionen zu konzentrieren. Wir werden sehen, ob sich das auszahlt. Ein als sehr positiv zu bewertendes Austatungsmerkmal gibt es bei der Bosch PST 700 E aber doch. Das Sägeblatt kann sehr komfortabel über ein SDS-Schnellwechselsystem gewchselt werden. Dieses entspricht zwar nicht dem Einhand-Wechselsystem, das wir z. B. von der PST 900 oder bei der blauen Bosch GST 18V-Li S kennen. Stattdessen ist es eher vergleichbar mit dem System der Akku-Stichsäge Bosch PST 18 LI. Aber auch dieses System ist relativ komfortabel. Auf jeden Fall ist es besser als ein System, für das man Werkzeug benötigt. Ein solches gibt es beim direkten Konkurrenten von Einhell (TC-JS 80). Außerdem gibt es noch – wie auch beim Wettbewerb – ein Gebläse, das für spanfreie Sicht sorgt.
Die PST 700 kommt im Koffer
Im Preis für die PST 700 inbegriffen ist ein typischer grüner Bosch-Transportkoffer. Die direkten Wettbewerber (Einhell TC-JS 80, Black+Decker KS501) kommen lediglich im Pappkarton. In diesem befindet sich neben der Säge auch ein Splitterschutz (dessen Funktion wir später noch überprüfen). Weiterhin liegt ein Bosch-Sägeblatt bei, damit man gleich loslegen kann.
Sehr gespannt auf die Praxis-Ergebnisse
Bisher können wir zusammenfassen, dass man bei Bosch im Low-Budget-Segment eher auf eine sparsame Austattung setzt. Umso wichtiger ist es also, dass die Funktionen die vorhanden sind auch gut funktionieren. Eines kann ich schonmal vorweg nehmen, insgesamt lässt sich die Säge recht angenehm bedienen. Starke Vibrationen stellt man kaum fest. Das liegt sicher einerseits an einer guten Mechanik. Andererseits liegt dies aber auch nicht zuletzt daran, dass die Säge verhältnismäßig wenig Leistung hat.
Freihand-Schnitte in Weichholz: Klappt das bei der PST 700?
Die vielleicht häufigste Aufgabe einer Stichsäge ist der ungeführte Schnitt in weiche Hölzer und das geradeaus. Deshalb beginnen wir auch immer mit einem solchen Weichholz-Schnitt. Hier spüren wir sofort, dass die Säge tatsächlich recht wenig vibriert, vor allem im Vergleich zur zuletzt getesteten Low-Budget-Stichsäge. Bei der Führung der Säge nach dem Bleistiftstrich gibt es daher keine Probleme. Wir können problemlos eine gerade Schnittkante erzeugen. Leichte Abweichungen gibt es dagegen beim Schnittwinkel, der anfangs zwar perfekt senkrecht startet. Mit zunehmender Schnittlänge driftet er allerdings etwas ab, wie man in unserem Video sehr gut sehen kann.
Klappt auch im Hartholz.
Auch bei der Verwendung von härteren Hölzern (getestet mit Buche-Leimholz), klappt die Führung gut. Interessanter Weise driftet der Schnittwinkel weniger ab als in Hartholz. Es scheint als biete das Hartholz dem Sägeblatt – vorausgesetzt der Schnitt beginnt gerade – ein wenig Führung.
Kann man die PST 700 an einer Führungsschiene nutzen?
Die kurze Antwort lautet nein. Es gibt zwar deutlich weniger Abweichungen bzgl. Spurtreue und Schnittwinkel als bei so manch anderer bisher getesteten Säge. Aber, solange das Ergebnis eines Schnitt mit Führungsschiene schlechter aussieht als das Freihand-Ergebnis, ist die Verwendunge einer Führungsschiene ziemlich sinnlos.
Gut im Kurvenschnitt, aber noch nicht perfekt.
Vergleicht man die bisher getesteten Akku-Stichsägen mit den bisher getesteten kabelgebundenen Stichsägen, erkennt man einen Trend. Die Kabel-Sägen scheinen deutlich besser geführt zu sein, denn die Winkeltreue ist bei den meisten Kabelsägen besser. In diesem Sinne hat uns vor zwei Wochen die Einhell TC-JS 80 überrascht. Diese Low-Budget-Säge zeigte eines der besten Ergebnisse im Kurvenschnitt-Test bisher (bei bisher 6 getesteten Akku-Sägen und einer Kabelsäge). Auch die PST 700 E schneidet im Gesamtvergleich relativ gut ab, mit dem perfekten Ergebnis der Einhell-Säge kann sie allerdings nicht mithalten. (Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich diesen Satz einmal schreiben würde.)
Gehrungsschnitte mit der PST 700: Gute Spur, aber kein perfekter Winkel.
Es ist eine gewisse Zeit her, dass ich eine Stichsäge in der Hand hatte, die wirklich brauchbar war, was den Gehrungsschnit angeht. Ich erwarte von keiner Stichsäge, dass sie ein Ergebnis hervorbringt, dass mit einer Kreissäge vergleichbar ist. Aber eine gewisse Qualität erwarte ich natürlich trotzdem. Immerhin schafft es die PST 700 E, eine sehr gerade Spur zu sägen, trotzdem ist der resultierende Winkelfehler deutlich erkennbar. Dennoch zählt dieses Ergebnis zu den besseren Ergebnissen im Gehrungsschnitt-Test.
Spanreisschutz funktioniert, auch wenn er ohne Pendelhub kaum nötig ist.
Bei bisher jeder getesteten Bosch-Stichsägen, ob grün (Home) oder blau (Professional), habe ich folgendes festgestellt: Der mitgelieferte Splitterschutz – bzw. Spanreisschutz – ist besonders effektiv. Bei der Konkurrenz ist das oft nicht der Fall. Normaler Weise wird mit vollem Pendelhub mit und ohne Splitterschutz in eine beschichtete Spanplatte gesägt. Da es bei der PST 700 E allerdings gar keine Pendelhub-Funktion gibt, sind die Ausrisse auch im normalen Schnitt nur begrenzt. Dennoch lässt sich noch eine kleinere Verbesserung mit dem Splitterschutz erreichen. In der Praxis würde ich allerdings jedem raten einfach eine feineres Sägeblatt zuverwenden. Das ist in Kombination mit dem pendelhublosen Sägen oft das beste Rezept für ausrissfreie Schnitte.
Leistung und Lautstärke sind dem Preis angemessen.
Bezüglich der Leistung meine ich heute weniger die pure Motorleistung, als die resultierende Schnittleistung. Denn bauertbedingt dauern bei Stichsägen Schnitte mit sehr dicken Materialien oft lange. Eine gute Abhilfe ist hier der Pendelhub. Einen solchen gibt es bei der PST 700 allerdings nicht. Trotzdem soll die Säge laut Datenblatt 70mm Holz (daher PST 700)sägen können. Wir haben testweise einen 60mm dicken Balken zertrennt. Das funktionierte zwar ohne Ermüdungserscheinungen der Säge – die Motordrehzahl sinkt nicht spürbar ab. Trotzdem dauert der Schnitt auf Grund des fehlenden Pendelhubs aber schlichtweg sehr lange.
Auch die Lautstärke, die wir messen konnten, ist im Rahmen. Im Leerlaufbetrieb haben wir rund 92dB gemessen, im Schnittbetrieb waren es rund 96,5dB. Damit bewegt sich die Stichsägen insgesamt im guten Mittelfeld. Es gibt deutlich lautere, aber es gibt auch leisere.
Bedienung und Komfort
Ich habe es in den entsprechenden Kategorien bereits erwähnt, die Stichsäge lässt sich auf Grund der relativ geringen Vibrationen sehr angenehm bedienen. Allerdings einen Punkt möchte ich noch ergänzen. Bei der Bosch PST 18 LI habe ich die mitgelieferte, aufsteckbare Führungshilfe sehr gelobt. Bei der PST 700 E wird diese zwar nicht mitgeliefert. Man kann sie allerdings als optionales Zubehör für ein paar Euros bestellen. Ich bezweifle allerdings, dass man damit sonderlich glüclich werden wird. Denn auch in der Bodenplatte der PST 700 E ist mittig eine kleine Führungsspitze eingefügt. Dieser läuft aber nicht exakt auf der Schnittkante, sondern etwas parallel zum Schnitt, wie das Bild und vorallem unser Video zeigt.
Vorteile
- wertige Verarbeitung auch im Low-Budget-Segment
- in allen Szenarien akzeptable Ergbnisse ohne Ausreiser ins Positive oder Negative
- guter Allrounder für Einsteiger und Gelegenheitsnutzer
- unter Geschwindigkeitseinbußen auch dickere Materialien (70mm Massivholz) sägbar
- angenehm zu bedienen (geringe Vibrationen)
Nachteile
- kein Pendelhub
- keine Hubzahlvorwahl (allerdings insgesamt nicht so viel Leistung, insofern etwas verschmerzbar).
- in allen Testszenarien leichte Winkelfehler.
- Führungsspitze in Bodenplatte läuft nicht exakt auf der Schnittkante.
Ausgewähltes Angebot, alle Angebote finden Sie im Bereich des Preisvergleichs.
Preis automatisiert abgerufen, kann mittlerweile höher sein. (Warum?)
Fazit: Überall gut, aber nirgends perfekt.
Die PST 700 E ist eine Stichsäge ohne Extreme. Und zwar weder ins positive noch ins negative. Die Testergebnisse sind in allen Bereichen angemessen. Es gibt nirgends gravierende Mängel, aber es gibt auch nicht ein Szenario in dem man die Säge als perfekt bezeichnen könnte. Insofern verdient sie das Fazit einer brauchbaren Allrounder-Einsteiger-Stichsäge. Das heißt aber nicht, dass man nicht mit einer kleinen Mehrinvestition eine bessere Säge bekommen könnte. Wer auf den Gehrungsschnitt verzichten kann und primär dünne Materialien (bis 25mm) zu bearbeiten hat, wird mit der Konkurrenz von Einhell genauere Schnitte (Stichwort Winkeltreue) herstellen können. Wer eher einen Allrounder sucht, der noch ein bisschen besser ist, kann sich die Bosch PST 900 anschauen. Und wer die Stichsäge doch häufiger verwenden will, sollte sich einmal überlegen, ob nicht sogar eine Akku-Säge in Frage käm. Das Modell von Bosch kann ich mehr als empfehlen.
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