Praxis-Testbericht zum Black&Decker EGBL108-Akkuschrauber (10,8V)
Wer heute noch No-Name-Werkzeug aus dem Discounter oder Baumarkt kauft ist selbst Schuld. In Zeiten des Internets sollte jeder Heimwerker die Möglichkeit haben, sich ausgiebig zu informieren, wie man das beste Gerät auch für ein kleines Budget bekommen kann. Und genau an dieser Stelle treffen wir auf den Black&Decker EGBL108. Warum ich diesen Akkuschrauber jedem No-Name-Gerät vorziehen würde und ob es vielleicht sogar noch bessere Alternativen in diesem Preis-Segment gibt, erfahrt ihr heute in meinem ausgiebigen Testbericht zum 10,8V-Akkuschrauber des amerikanischen Konzerns.
Kleines Budget, großes Set – so muss das sein!
Als wir unser Testgerät erworben haben, haben wir dafür rund 65€ bezahlt (Tagesaktuelle Preise gibt’s weiter unten im Preisvergleich). Das ist nicht sonderlich viel Geld für ein Set aus dem 10,8V-Schrauber, einem Akku, dem Lader und einem kleinen Transportkoffer. Warum ich den Lader hier nur “Lader” genannt habe und nicht etwa “Schnelllader” werdet ihr in diesem Review noch erfahren. In diesem Review werde ich einige eher unfaire Vergleiche zu deutlich teureren Geräten von Bosch Professional und Makita anstellen. Dabei ist es doch ein Black&Decker (Heimwerker) und nicht ein DeWalt (Profi-Marke des gleichen Konzerns). Das liegt vor allem auch am Konkurrenten aus dem Hause Einhell. Denn dieser ist ähnlich günstig, wie der Black&Decker, nimmt es auf Grund seiner Ausstattung aber eher mit den Profis auf. So viel nur dazu, falls sich jemand wundert, warum ich den Black&Decker plötzlich mit Geräten vergleiche, die das doppelte kosten.
Er liegt perfekt in der Hand, aber etwas stört doch…
Nett gedacht, aber leider in der Praxis eher unbrauchbar ist der Bithalter auf der Rückseite, überhalb des Akkus. Dort steckt auch das mitgelieferte Kreuz/Längs-Bit. Was sich auf den ersten Blick sehr praktisch anhört, zeigt sich in der Praxis als eher nervig. Jedes Mal, wenn man den Akkuschrauber in die Hand nimmt, bleibt man am scharfkantigen Bit hängen. Also, auch wenn die Idee toll ist, dass man ein Bit immer greifbar hat, ist es die Position so nah am Griff und der Akkuschrauber dort auf Grund der 10,8V-Klasse so dünn, dass die Halterung nicht wirklich brauchbar ist. Aber das ist nur meine Empfindung, andere Hände haben damit eventuell weniger Probleme, zumindest habe ich noch keine Rezension gefunden, die das ebenfalls bemängelt hat.
Ansonsten liegt der Black & Decker mit seinen rund 1050g sehr gut in der Hand, sowohl das Gewicht als auch die Maße sind in dieser Klasse absolut üblich und lassen eine angenehme Arbeit zu. Dadurch dass der Akku aber unten quer eingeschoben wird – und nicht wie bei nahezu allen Konkurrenten hochkant – ist die Gewichtsverteilung sogar nochmal eine Ecke besser als bei den etablierten 10,8V-Schraubern von Bosch (GSR) oder Makita (DWE)
Wertige Materialen … vor allem, wenn man den Preis bedenkt.
Positiv fällt direkt das Schnellspannbohrfutter aus Metall auf. Dieses ist aus Metall gefertigt und wirkt damit besonders wertig. Auch Makita und Bosch blau können in dieser Klasse “nur” mit Plastik glänzen. Die restlichen Materialen greifen sich allerdings nicht ganz so schön. Das orangene Plastik und das schwarze Gummi am Griff wirken etwas billig, was man angesichts des ziemlich geringen Kaufpreis dem Black & Decker nicht wirklich ankreiden kann.
Im Praxistest fallen dann noch ein paar Sachen auf:
Auch wenn das Bohrfutter aus edlem Metall ist, etwas habe ich doch daran zu kritisieren. Im Vergleich zu quasi allen anderen 10,8V-Schraubern, vor allem auch dem Einhell TC-CD 12 Li, der in der gleichen Preiskategorie spielt, ist die Tatsache, dass das Schnellspannbohrfutter im Stillstand nicht vom Motor gehalten wird. Somit muss man für den Bit- oder Bohrerwechsel zwangsläufig zwei Hände benutzen. Das wiederum bedeutet, dass der Akkuschrauber dazu abgestellt werden muss. Der Hobby-Heimwerker denkt jetzt vielleicht “Das brauch ich nicht, also muss ich dafür auch kein Geld ausgeben” – Recht hat er, wer den Akkuschrauber aber täglich in der Hand hat, würde sich daran wohl eher stören. Ich weiß, mich würde es stören. Hier ist also klar die Auslegung auf den Consumer-Bereich zu spüren, der Profi greift besser zu oben genannten Profi-Serien, vor allem auch aus Gründen der Kompatibilität (Ökosystem), worauf ich aber noch eingehen werde. Jetzt aber erst noch ein paar Eindrücke aus der Praxis
An Kraft fehlt es nicht, aber an Einstellungsmöglichkeiten – Stichwort Drehmomentbegrenzung
Wenn ich fehlende Einstellungsmöglichkeiten bemängele, meine ich damit nicht etwa, dass kein 2-Gang-Getriebe vorhanden ist. Ein solches, wie es der Konkurrent von Einhell hätte, würde zwar je nach Situation jeweils noch ein bisschen mehr Drehzahl oder Drehmoment bringen, aber beim Nicht-Dauer-Einsatz wird das wohl weniger auffallen.
Vielmehr stören mich die Abstufungen der Drehmomentbegrenzung. Was ich damit meine wird perfekt im Video gezeigt, aber natürlich werde ich es auch an dieser Stelle noch einmal erläutern: Schon mit einer 4er-Schraube, die ohne Vorbohren in eine Fichte/Tanne-Latte geschraubt wird, benötige ich die Drehmomentstufe acht von zehn, damit die Schraube danach perfekt sitzt. Daraus ergibt sich dann also zwangsläufig, dass ich die Drehmomentbegrenzung für wirklich große Schrauben nicht mehr nutzen kann. Schon mit einer 6er-Schraube, die von der Motorleistung her überhaupt kein Problem ist, reicht die höchste Drehmomentstufe nicht aus, um die Schraube weiterzudrehen. Die einzige Lösung? Ein Umschalten auf die “Bohrstufe”. Diese ist natürlich nichts anderes als gar keine Drehmomentbegrenzung, also die reine, ungebremste Leistung des Motors. Nur fehlen mir dann eben auch die Vorteile einer solchen. Hier gilt also, wer regelmäßig auch größere Schrauben mit seinem Akkuschrauber schrauben will, muss auf die Drehmomentbegrenzung verzichten.
Pluspunkte sammelt der EGBL dann vor allem bei der Beleuchtung. Die eingebaute LED-Arbeitsleuchte ist deutlich heller als bei allen anderen 10,8V-Schraubern, die wir bisher gesehen haben. Sie leuchtet zwar auch nicht wirklich perfekt auf den Arbeitsbereich – das geht einfach schwer, weil das Bohrfutter im Weg ist. Aber dennoch ist sie auf Grund ihrer Intensität wesentlich brauchbarer als andere integrierte Leuchten.
Der Akku ist top, aber der Lader…
Keine Kritikpunkte gibt es am Akku, er hält viel länger als bei den Noname-Geräten aus dem Discounter/Baumarkt und wechselbar ist er auch, falls er einmal kaputt gehen sollte. Wahre Probleme hab ich dagegen mit dem Lader. Dieser hat einen Ladestrom von gerade einmal 0,4 A (=Ampere). Was das bedeutet zeigt eine einfache Rechnung. Der Akku fasst eine Kapazität von 1,5Ah (=Amperestunden). Um den Akku als mit diesem Ladestrom komplett voll zu laden, benötige ich 1,5Ah / 0,4A = 3,75h – oder umgerechnet 3 Stunden und 45 Minuten. Das ist nicht akzeptabel, wenn man bedenkt, dass Konkurrent fast den vierfachen Ladestrom haben und den gleich großen Akku in knapp unter einer Stunde laden würden.
Viele Geräte mit dem gleichen Akku gibt es nicht
Wenn wir gerade vom Akku reden, sollten wir auch noch kurz auf das Ökosystem zusprechen kommen. So nennen wir bei werkzeugcheck.com die Produktfamilie eines jeweiligen Herstellers, die sich einen Akku teilen. Im Idealfall muss man nur einmal Akku und Lader kaufen und kann dann beim Kauf weiterer Gerät mit der Solo-Version Geld sparen. Wie auch schon beim Konkurrenten aus Deutschland (Einhell) sieht es hier eher mager aus, zumindest kein Vergleich mit Bosch (vor allem blau) und Makita.
Bevor es zum Fazit geht und der Testbericht viel zu lang wird, noch eine kurze, völlig irrelevante Anmerkung meinerseits. Auf den meisten Produktbildern der ganzen Shops (wahrscheinlich sind das Herstellerbilder) ist der Weißabgleich völlig falsch. Der Akkuschrauber wird dort als rot dargestellt, dabei ist er in Wirklichkeit eher orange. Das wollte ich nur gesagt haben, nicht dass jemand den Akkuschrauber nur auf Grund seiner Farbe kauft und dann total enttäuscht wird.
Vorteile
- wechselbarer Akku (nicht selbstverständlich in dieser Preisklasse)
- Schnellspann-Bohrfutter aus Metall
- viel Kraft
- perfekte Gewichtsverteilung
- gutes Preis-Leistungsverhältnis
- hervorragende LED-Leuchte
Nachteile
- kein 2-Gang-Getriebe, dadurch weder sonderlich hohe Maximal-Drehzahl, noch sehr hohes Drehmoment.
- Motor hält Bohrfutter nicht im Stillstand
- Drehmoment-Begrenzung zu gering ausgelegt für feines Arbeiten mit größeren Schrauben
- Öko-System kleiner als bei Bosch oder Makita
Ausgewähltes Angebot, alle Angebote finden Sie im Bereich des Preisvergleichs.
Preis automatisiert abgerufen, kann mittlerweile höher sein. (Warum?)
Fazit: Ein toller Akkuschrauber, mit kleinen Macken. Was soll ich jetzt kaufen?
Im Fazit versuche ich immer all die Informationen aus dem vorigen Testbericht auf einen Punkt zu bringen. Es gibt nie ein klares Ja oder Nein, es kommt immer auf den Verwendungszweck und das Budget an. Wir haben hier einen wirklich guten Akkuschrauber, der dummerweise an einigen entscheidenden Stellen ein paar Probleme hat. Dass die Drehmomentbegrenzung nicht perfekt austariert ist, kann ich verschmerzen, aber fast vier Stunden möchte ich eigentlich nicht auf meinen Akku warten. Wen das aber nicht stört, hat hier einen wirklich guten Akkuschrauber, der nahezu perfekt in der Hand liegt. Wer dagegen einen etwas größeren und minimal schwereren Schrauber in Kauf nehmen würde, sollte sich auf jeden Fall auch den Einhell TC-CD 12 Li anschauen. Wer keine Kompromisse machen möchte und vor allem in Zukunft noch weitere 10,8V-Werkzeuge kaufen möchte, sollte wohl direkt zum berechtigter Weise teureren Bosch GSR 10,8-2-Li oder Makita DF330D greifen.
Ausgewähltes Angebot, alle Angebote finden Sie im Bereich des Preisvergleichs.
Preis automatisiert abgerufen, kann mittlerweile höher sein. (Warum?)
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