Vielleicht ist diese Säge die offensichtlichste Wahl für Heimwerker, weil Bosch Home als der Standard gilt. Vielleicht ist sie aber auch gerade keine so offensichtliche Wahl, weil viele den Akkusägen nur zu wenig zutrauen. Vielleicht liegt die Wahrheit auch irgendwo dazwischen. Darum geht es hier auch gar nicht, viel mehr möchten wir herausfinden, ob die Bosch PST 18 LI tatsächlich eine der besten Wahlmöglichkeiten darstellt oder nicht. Dazu haben wir sie durch unseren achtteiligen Praxistest geschickt und jetzt wissen wir mehr. Ihr auch nach dem Lesen unseres Testberichts!
Ausstattung und Lieferumfang
Mein Testexemplar war eine Bosch PST 18 LI in der Solo-Version, die ich selbst online gekauft habe. Sie kam also ohne Koffer, Lader und Akku. Damit ich sie auch ausgiebig testen kann, habe ich den Akku und Lader vom Bosch PSR 18 Li-2 benutzt, den ich noch von unserem großen Akkuschrauber-Test hier hatte. Solltet ihr euch selbst für die PST 18 entscheiden, habt ihr natürlich zahlreiche Wahlmöglichkeiten und könnt sie beispielsweise im Komplett-Set im typischen grünen Bosch-Koffer kaufen.
Zur Ausstattung der Säge selbst kann ich dagegen schon deutlich mehr sagen. Drei Pendelhubstufen (und Aus) könnt ihr an der Seite wählen. Zur Hubzahlsteuerung gibt es einen Gashebel, der proportional auf Druck reagiert. Im Gegensatz zur blauen Profi-Alternative ist es also nicht möglich eine Hubzahl vorzuwählen und dann nur noch anzuschalten, stattdessen muss der Knopf gedrückt bleiben. Ein Schutzhebel muss einmalig gedrückt werden, damit man die Säge anschalten kann. Dieser verhindert unbeabsichtigtes Anschalten. Die Säge selbst steht auf einem Fuß aus gebogenem Blech. Das sieht man im Heimbereich öfter, aber eine gegossene Fußplatte, wie sie bei den Profi-Sägen üblich ist, wäre natürlich etwas langlebiger.
Bei Bosch gibt man gerne allen möglichen Funktionen englische Namen. So findet man auch bei der PST 18 LI eine LED-Arbeitsleuchte mit dem Namen PowerLight. Außerdem gibt’s noch eine clevere Freihand-Führungshilfe namens Cut-Control, die wir im Praxistest ebenfalls genau unter die Lupe genommen haben. Das Sägeblatt wird mit Hilfe eines SDS-Schnellverschlusses gewechselt, dieser erfordert aber eine zweihändige Bedinung und unterscheidet sich daher vom SDS-Einhandwechselsystem, das wir bei den blauen Bosch-Stichsägen finden.
Schafft der Favorit Bestnoten im Praxistest?
Leichtgängiger Freihand-Schnitt
Wie immer habe wir die Säge in acht verschiedenen Disziplinen getestet, die die ungefähre Nutzung in der Praxis nachstellen sollen. Zu allererst musste die Säge zeigen, wie gut Sie ohne Führungsschiene gerade Schnitte in Weichholz anfertigen kann. Hierbei gab es keine Probleme, die Führungshlife Cut Control hat den Schnitt deutlich erleichtert. Da die Säge ziemlich ruhig und und vibrationsarm sägt, konnten wir dem Bleistiftstrich sehr gut folgen. Auch beim Schnittwinkel gab es keine nennenswerten Abweichungen.
Cut-Control konnte beim Hartholz-Schnitt nicht helfen.
Beim gleichen Versuch in Hartholz stellten wir allerdings fest, dass uns Control nur wenig half. Im deutlich härteren Material lief das Sägeblatt im wahrsten Sinne des Wortes etwas neben der Spur und daher trafen wir unsere Führungslinie nicht mehr. Allerdings kann man Cut-Control natürlich auch einfach abnehmen und direkt auf das Sägeblatt schauen. Die Sicht auf das Blatt geht in Ordnung und so konnten wir einen geraden Schnitt durchführen. Nichtsdestotrotz stand das Sägeblatt ganz minimal schief. Somit muss auch zwangsläufig bei der Überprüfung der Winkeltreue ein Winkelfehler auftreten. Dieser ist allerdings äußerst gering und in der Praxis wohl wenig störend – zumal es sich um Hartholz handelt – aber ein kleiner Fehler ist eben da.
Kann man mit der PST 18 an Führungsschienen sägen?
Ja, das kann man. Auch hier gibt es einen winzig kleinen Winkelfehler, aber keine größeren Probleme, wie wir das in diesem Test bei einigen Sägen feststellen konnten.
Die wahre Probe kommt mit dem Kurvenschnitt
Am interessantesten ist für mich persönlich immer der Kurvenschnitt, sicherlich auf Grund der sehr engen Radien eines der schwierigsten Test-Szenarien. Wir stellen einerseits minimale Abeweichungen von der Idealspur fest. Problematischer ist dagegen allerdings der Schnittwinkel. Je nach Messstelle messen wir einige Abweichungen. Die obige Kollage zeigt die Säge erst im Schnitt und danach die übrige gebliebene Schnittkante. Abweichungen sind sichtbar, aber wir reden hier nicht von großen Abweichungen. Vor allem in Anbetracht dessen, dass das der „blaue Bruder“ in diesem Test deutlich weniger überzeugt hat, kann sich das Ergebnis der PST 18 wohl deutlich sehen lassen.
Auch Gehrungsschnitte sind mit der PST 18 möglich.
Im Test des blauen Bruders der PST 18, genannt Bosch GST 18, fiel uns auf, dass diese auf Grund der von Bosch verwendeten Stabform kein Gehrungsschnitt möglich war. Man sagte mir seitens Bosch, dort sei der Akku im Weg. Umso erfreulicher also, dass die Heimwerker-Variante in ihrer Bügel-Variante einen Gehrungsschnitt erlaubt. Im Test zu diesem trafen wir die obere Schnittkante problemlos. Ganz gerade lief das Sägeblatt allerdings nicht ganz, weshalb die untere Kante (im Bild durch Pfeile markiert) etwas wellig verläuft. Trotzdem wurde der voreingestellte Winkel von 45 Grad relativ gut getroffen. Beim Aneinandersetzen der Schnittkanten (Verdopplung des Winkelfehlers) fanden wir nur eine kleine Abweichung vom idealen 90-Grad-Winkel.
Bei Bosch klappts auch mit dem Spanreisschutz
Eine interessante Erkenntnis aus dem Stichsägen-Test bisher ist, dass quasi alle Bosch-Sägen – egal ob grün oder blau – mit dem mitgelieferten Spanreisschutz (auch „Splitterschutz“ genannt) eine erhebliche Verbesserung erzielen können, während dieser bei anderen Herstellern oft ohne Effekt ist. Was wird dabei verbessert? Sinn des Splitterschutzes sollte es sein, auch bei einem Schnitt mit Pendelbub ein Ausreisen des Materials zu verhindern. Dazu wird ein kleines Plastikblättchen in den Fuß der Säge eingesetzt. Auch bei der PST 18 konnten wir eine deutliche Verbesserung feststellen. Der (im Bild obere) Schnitt ist zwar nicht perfekt ausrissfrei, aber es ist eine deutliche Verbesserung gegenüber dem unteren Schnitt (ohne Schutz) sichtbar.
Leise und trotzdem kraftvoll schneidet die PST 18
In dieser Überschrift stecken direkt zwei wichtige Punkte. Erstens ist die Säge mit gemessenen 89,4 dB im Betrieb die leiseste Säge aus unserem Test (Lautstärke im Leerlauf 82,8 dB). Andererseits sollte man die Säge – nur weil ihr das Kabel fehlt und der Motor mit „nur“ 18V zurechtkommen muss – von der Leistung her auch nicht unterschätzen. Angegeben im Datenblatt sind 80mm in Holz und das schafft die Säge absolut problemlos.
Das Ökosystem „Power4All“.
Auf werkzeugcheck.com haben wir das Wort Ökossystem geprägt. Gemeint sind Geräte der gleichen Serie, die sich Akkus (oder auch Systemkoffer) teilen. Bosch hat in den Heimwerker-Serien ein eigenes Wort für das 18V-System geprägt, es wird „Power4All“ genannt. Aus diesem System haben wir bereits den 18V-Akkuschrauber Bosch PSR 18 Li-2 getestet, aber da ist noch lange nicht Schluss. Auch wenn das System nicht ganz so groß ist wie das der professionellen Hersteller (Bosch Blau, Makita, Dewalt, …), ist es doch beachtlich. Neben den beiden genannten Geräten gibt es auch Multischleifer, Bohrhammer, Säbelsäge, Handkreissäge, Staubsauger und mehr.
Da die Kostenersparnis, wenn man Solo-Geräte kauft, erstaunlich sein kann, sollte man diesen Punkt also niemals außer Acht lassen. Nicht zuletzt, weil man sich beim ersten Kauf auf ein System natürlich durch die Wahl auch festlegt.
Schwächen der PST 18
Da es bisher quasi nur Lob von uns zu hören gab, müssen wir abschließend auch noch auf die Schwächen der PST 18 eingehen. Ehrlich gesagt sind dies aber mehr Limitationen, die die Säge von den Profi-Geräten unterscheiden. So stelle ich mir die Langlebigkeit des gebogenen Fußes eher kurz vor. Fällt die Säge einmal vom Tisch und landet auf dem Fuß wird dieser wohl früher oder später verbiegen. Bei der Bedienung wäre es für sehr sensible Materialen schöner, wenn man die Maximalhubzahl begrenzten könnte. Wer nicht mit voller Leistung sägen will, muss allerdings den Knopf nur ein Stückchen weit drücken. Beides keine gravierenden Mängel, eher kleinere Limitationen.
Vorteile
- sehr gute Ergebnisse im Praxistest (insb. gerade Schnitte und stabile Winkel)
- angenehme Bedienung – allerdings keine Vorwahl der Hubzahl möglich
- angenehmer Sägeblatt-Wechsel (wenn auch mit zwei Händen)
- gutes Ökosystem
- genug Leistung für den Heimwerker-Betrieb (80mm Holz sind kein Problem)
Nachteile
- leichte Winkelabweichungen beim Kurvenschnitt
- Fußplatte gebogen, nicht gegossen (Langlebigkeit?)
Ausgewähltes Angebot, alle Angebote finden Sie im Bereich des Preisvergleichs.
Preis automatisiert abgerufen, kann mittlerweile höher sein. (Warum?)
Fazit: Der Ruf ist gerechtfertigt!
Wenn ich es ganz kurz machen soll: eine hervorragende Säge, die jetzt auch ohne Kabel verfügbar ist und dadurch noch besser wird. Die Praxis-Ergebnisse lassen sich mit einigen Profi-Geräten vergleichen. Trotz Akkubetrieb ist ausreichend Leistung vorhanden, der Komfortzuwachs ggü. einer 230V-Säge dagegen ist mehr als deutlich spürbar. Sind bereits grüne Bosch 18V-Akkus („Power4All“) vorhanden, ist die Säge ein Schnäppchen. Hat man dagegen noch keine, ist der Anschaffungspreis mit Akku und Lader etwas happig, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis immer noch sehr gut. Reicht das Budget nicht für die PST18 (inkl. Akku und Lader), wären die alternativen die kabelgebunden Bosch-Sägen oder auch die Einhell 18V-Akkusäge TE-JS 18. Wer mehr Langlebigkeit und präzisere Einstellungsmöglichkeiten will, sollte dagegen zu einer Profi-Akkusäge greifen. Trotz dieser beiden Alternativen wird die PST18 für die meisten Heimwerker wohl keine falsche Wahl sein!
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