Die GST 10,8 V-LI von Bosch wirkt auf den ersten Blick wie eine Kopie der größeren Bosch GST 18V-Li S im Mini-Maßstab. Das ist gut und lässt uns hoffen, denn die große Profi-Säge ist sehr brauchbar. Hat es Bosch also geschafft die große und für manche sogar etwas schwere GST 18 in ein kleineres und handlicheres Format zu packen? Wir findes es heraus, in dem wir die 10,8er-Säge durch den gleichen Praxis-Test jagen, wie den großen 18V-Bruder und wie jede andere Stichsäge aus unserem Test: Volle Vergleichbarkeit, also!
Perfekte Austattung für Profis und Heimwerker
Was mir an der GST 10,8V-LI sofort sehr positiv auffällt ist das Austattungsniveau. Hier bekommt man deutlich mehr als beim direkten Wettberwerber, der Makita JV100D, geboten. So gibt es eine Hubzahlvohrwahl, von der ich grundsätzlich ein Fan bin. Außerdem gibt es eine LED-Arbeitsleuchte und vor allem einen SDS-Schnellverschluss. Dieser ist soweit ich das beurteilen kann mit dem der GST 18 identisch und damit noch nicht ganz so komfortabel, wie bei den Kabel-Versionen GST 150 und GST 160, aber dennoch weitaus besser als eine Innensechskant-Schraube (ja, ich spiele auf die Makita-Säge an). Außerdem steht die Säge auf einem gegossenen Tischplatte, so wie wir das von Profi-Geräten erwarten. Dies sorgt für Langlebigkeit. Pendelhubstufen gibt es nur 2, statt 3, was ich aber nicht wirklich als Nachteil empfinde. Ein wichtiges Detail habe ich noch verschwiegen – bestimmt habt ihr es aber schon selbst in den Bildern gesehen – die GST 10,8er wird nur in Stabform angeboten, während es die Makita lediglich in Bügelform gibt.
Lieferumfang nach Wahl: L-BOXX? Solo? Akkus? Lader?
Wie es sich für ein richtiges Profi-Gerät gehört, kann man sich den Lieferumfang selbst zusammenstellen. Wer bereits 10,8V-Akkus aus dem Bosch-Pro-Ökosystem hat, kann die Säge als günstiges Solo-Gerät kaufen. Wer noch keine hat, darf sich gerne eines Sets mit L-BOXX und Akkus bedienen. Ebenfalls beliebt sind die Zweier-Sets aus Stichsäge und Akkuschrauber. Ein solches habe ich auch für diesen Test gekauft, denn das Testgerät stammt noch aus der Zeit, in der ich keine Kontakte zu den Herstellern hatte und die Geräte im Einzelhandel kaufen musste. Dass der Akkuschrauber und die Stichsäge gemeinsam in eine L-BOXX passen finde ich sehr praktisch, den Testbericht zum entsprechenden Akkuschrauber findet ihr hier.
Die GST 10,8 V-LI im Praxistest
Der Vergleich der Austattung ist eine Sache, den könntet ihr mit ein bisschen Aufwand aber auch selbst machen. Worauf es wirklich ankommt, sind die Leistungen und Ergebnisse aus der Praxis. Und genau deshalb musste natürlich auch die kleine 10,8V-Akku-Stichsäge von Bosch Professional durch unseren standardisierten Praxistest für alle Stichsägen.
Perfekte Ergebnisse in Weichholz
Am Schnittergebnis in Weichholz, zumindest was die geraden, ungeführten Schnitte angeht, kann ich nichts bemängeln. Die Spur ist zu 100% getroffen und der Schnittwinkel ist zu 100% perfekt. So muss das sein! Eine kleine Kritik gibt es allerdings doch, nämlich an der Bedienung. Die Säge setzt sich sehr schnell mit Spänen zu, was die Sicht auf das Sägeblatt deutlich erschwert.
Fast perfekte Ergebnisse in Hartholz
In Hartholz verlief unsere Schnittkante nicht ganz perfekt gerade, aber dennoch waren die Winkel eiwandfrei. Leider ist uns erst beim Schnitt des Videos aufgefallen, dass das Werkstück nicht perfekt eingespannt war, eventuell kann die Säge hier also gar nichts dafür. Da so etwas natürlich nicht sein soll, plane ich gerade sehr ausführlich einen Ersatz der wackeligen Werkbank für die Zukunft, damit solche Fehler im Testablauf nicht mehr passieren.
Die Säge bitte möglichst weit von einer Führungsschiene entfernt halten.
Stichsägen und Fürhungschienen sind ohne nicht beste Freunde, so wie z. B. Hankdreissägen oder Tauchsägen und Führungsschienen. Trotzdem gibt es einige wenige Modelle, die sehr gut damit zurecht kommen. Daher ist es in unseren Köpfen drin, dass alle Stichsägen mit Führungsschienen zu benutzen sein sollen. Dies ist bei der GST 10,8V allerdings überhaupt nicht der Fall. Hier driftet das Sägeblatt derart stark ab, dass die Führungsschiene – ironischer Weise – mit einer sonst perfekt gerade sägenden Säge einen sehr schiefen Schnitt produziert. Wem der Einsatz einer Führungsschiene wichtig ist, sollte sich nach einem anderen Modell umschauen.
Gute Spurtreue, aber weniger gute Winkeltreue beim Kurvenschnitt
Die Säge lässt sich beim Kurvenschneiden hervorragend führen. Die Verwendung eines sehr fein-gezahnten Sägeblatts und der Verzicht auf Pendelhub-Funktionen sorgt außerdem dafür, dass die Sicht auf das Sägeblatt deutlich besser ist, als noch bei den gröberen Schnitten. Dennoch gibt es einen großen Kritik-Punkt am Kurvenschnitt. In unserem Testszenario mit engen Radien und häufigen Richtungswechseln sägt die Säge leider nicht mehr winkelstabil. Die messbaren Winkelfehler sind dabei deutlich stärker als beim direkten Konkurrenten von Makita.
Kaum Spurtreue im Gehrungsschnitt
Zwar eher eine Nebendisziplin als etwas wofür man direkt zur Stichsäge greift, aber nichtsdestotrotz wollen wir uns natürlich die Gehrungsfunktion der GST 10,8 anschauen. Anfangs klappte der Schnitt zwar sehr gut, aber nach kurzer Zeit kurzer zeit driftete der Schnitt etwas ab, weshalb wir keinen ordentlichen Gehrungsschnitt erstellen konnen. Seitdem hat mich allerdings ein Nutzer per Youtube kontaktiert, der meinte er könne problemlos Gehrungsschnitte mit der GST 10,8 V-LI anfertigen. Eventuell kann man mit einem anderen Sägeblätt hier also noch ein bisschen was herausholen, für uns ist aber wichtig, dass das Testszenario konstant für alle Sägen bleibt.
Die klassische Bosch-Disziplin: Der Splitterschutz
Wie in jedem Testbericht einer Bosch-Säge bisher bemerkt, ob grün oder blau, ist der mitgelieferte Splitterschutz von Bosch in der Regel sehr brauchbar. Auch bei der GST 10,8er konnten wir bei Verwendung des Splitterschutzes ggü. einem Schnitt ohne dessen in eine beschichte Spanplatte eine deutliche Verbesserung erkennen.
Genug Leistung ohne groß Lärm zu machen
Im Datenblatt stehen 70mm in Massivholz, wir konnten das zwar lediglich mit 60mm verifizieren, aber da das so problemlos ging, glauben wir auch gerne, dass hier noch ein Zentimeter Luft ist. Persönlich denke ich, dass das weitaus mehr ist, als man von einer 10,8V-Säge jemals fordern wird, aber es ist eben gut zu wissen, dass die Kraftreservern auch in dieser kompakten Stichsäge vorhanden sind, wenn man sie eben doch einmal braucht. Dabei bleibt die Säge dennoch sehr leise, wir konnten ca. 79dB im Leerlauf und etwa 94dB im Schnitt messen.
Vorteile
- perfekte gerade Schnitte
- leise, kompakt, leicht, vibrationsarm und trotzdem stark
- guter Splitterschutz
- auch große Akkus (bis zu 4,0Ah) vorhanden
- respektables Ökosystem
Nachteile
- Sägespäne sammeln sich im Sägetisch und verhindern die freie Sicht auf das Sägeblatt
- nur mäßige Winkeltreue im Kurvenschnitt
- Schnitt an Führungsschiene verläuft stark
Ausgewähltes Angebot, alle Angebote finden Sie im Bereich des Preisvergleichs.
Preis automatisiert abgerufen, kann mittlerweile höher sein. (Warum?)
Fazit: Auch bei Bosch eher als Ergänzung zu gebrauchen.
Wie auch schon beim türkisen Konkurrenten aus Japan kann ich eine Empfehlung für diese Säge nur aussprechen, wenn es sich um eine Ergänzung handelt. Im Gegensatz zur Makita liegt es hier aber weniger am Akku, da kann Bosch mit optionalen 4,0Ah-Akkus wirklich punkten. Das Problem ist eher, dass die Praxistest-Ergebnisse nicht ganz so waren, wie wir sie von einem Profi-Gerät erwartet hätten. Da die Säge sowohl in den Preisbereich von Heimwerkern als auch Handwerkern fällt, würde ich stattdessen folgende Empfehlungen aussprechen: Als Heimwerker kann man bedenkenlos zu einer grünen Bosch-Säge greifen, die uns im Test sehr positiv überrascht. Wenn es aber ein Gerät für den Dauereinsatz sein soll, schlage ich eher den größeren Bruder (Bosch GST 18V-Li S) oder sogar eine kabelgebundene Säge vor.
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