Während bei den Schraubern jeder zu Akku-Geräten greift, sind Akku-Sägen noch deutlich weniger stark verbreitet. Dass Akku-Stichsägen den kabelgebundenen Varianten in Sachen Leistung und Präzision, aber in nichts nachstehen, zeigt dieser Kandidat aus dem Hause Bosch Professional, die GST 18V-Li S. Wir haben sie ausführlich getestet und in unserem Praxistest verschiedensten Materialien und Testszenarien ausgesetzt. Wie sich die blaue Bosch-Säge dabei schlägt, erfahrt ihr in diesem ausführlichen Review.
Lieferumfang nach Belieben
Wie wir es von anderen blauen Bosch-Geräten gewohnt sind, z. B. dem Akkuschrauber Bosch GSR 18-2-Li, kommt die Säge im praktischen System-Koffer, der L-BOXX – oder wenn man sie als Solo-Gerät kauft, immerhin noch mit der passenden Einlage für diese. Mein Testgerät war allerdings die eher große Variante: Der Hersteller hat mir für den Testzeitraum die Variante in der L-Boxx mit gleich zwei 4,0Ah-Akkus ausgeliehen. In diesem Set befindet sich auch das 18V-Ladegerät, das mit 6A-Ladestrom durchaus den Titel “Schnellladegerät” verdient hat. Der japanische Konkurrent Makita liefert manche Geräte zwar sogar mit einem 9A-Ladegerät aus, aber auch mit “nur” 6A ist der wirklich riesige 4Ah-Akku in 40 Minuten vollgeladen. Der Lader ist also ausreichend schnell.
Profi-Ausstattung weit und breit
Der Akku ist bei der GST 18 hochkant montiert. Dies erlaubt der Säge einerseits, ähnlich wie bei einem Akkuschrauber, auf dem Akku abgestellt zu werden. Andererseits verhindert diese Anordnung leider aber auch die Möglichkeit eines Gehrungsschnitts, wie wir gleich im Praxistest noch sehen werden. Der Fuß der Stichsäge ist aus stabilem Alu-Guss, zum Wechsel des Sägeblatts gibt es ein SDS-Schnellwechsel-System. Die Hubzahl lässt sich stufenlos voreinstellen und die Säge dann per Schieberegler ein- und ausschalten.
Neuer ausfürhlicher Praxistest
Da dieser Testbericht der erste ist, der in der neuen Kategorie Stichsägen online geht, lohnt es sich an dieser Stelle den neuen Praxistest vorzustellen, den alle Stichsägen durchlaufen. Insgesamt gibt es 8 verschiedene Szenarien, in denen verschiedene Materialien auf verschiedene Arten und Weisen gesägt werden. Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die Testergebnisse in diesem Testbericht zwar sehr gut durch Bilder dokumentiert sind, ich empfehle aber trotzdem jedem Leser auch unser ausführliches Video anzuschauen, in dem alle Tests gezeigt werden. Wir machen jetzt aber gar nicht mehr lange rum, sondern fangen direkt mit dem ersten Szenario an, dem ungeführten Schnitt durch Weichholz:
Freihand-Schnitt durch Kiefer-Leimholz
Die wohl häufigsten Schnitte mit der Stichsäge verlaufen freihand (ohne eine Führungsschiene oder einen Parallelanschlag) durch ein weiches Holz. Daher beginnen wir den Test mit einer Kiefer-Leimholzplatte und untersuchen sowohl die Schnitt-Spur, als auch die Winkeltreue. Beides kann sich bei der GST 18V-Li S absolut sehen lassen. Es fällt uns sehr leicht die geplante Spur zu treffen, die Säge vibriert dabei nur wenig und die Sicht auf das Sägeblatt ist sehr gut. Auch das Ergebnis passt. Die Schnittkante ist sehr gerade und der Winkel nahezu perfekt.
Und weiter geht’s mit Hartholz
Da man im Leben nicht immer nur Weichholz begegnet, muss die Säge auch den Test mit Hartholz bestehen. Und ganz knapp gesagt: Das hat sie. Unser Bild zeigt die Spurtreue, die trotz Freihand-Schnitt (die Testsituation ist identisch zu erstem Test, lediglich anderes Holz) nichts zu wünschen übrig lässt. Doch eine gerade Spur alleine bringt wenig, wenn der Winkel nicht stimmt. Aber auch hier kann ich Entwarnung geben, der Winkel ist ebenfalls perfekt gerade.
An der Führungsschiene
Auch wenn geführte Schnitte sicher nicht das sind, wofür Stichsägen gemacht wurden, braucht die blaue Bosch-Säge sich nicht vor der Führungsschiene zu verstecken, die Spur- und Winkelergebnisse sind vergleichbar mit dem Freihand-Schnitt. Das mag wenig spektakulär klingen, aber man muss sich nur den direkten Konkurrenten anschauen. Obwohl dieser ungeführt ähnlich gut war wie die Bosch-Säge, bekam er beim geführten Schnitt erste Probleme.
Kurvenschitt: Wofür die Stichsäge (wie) gemacht ist
Die Möglichkeit enge Kurvenradien mit der Stichsäge zu schneiden, ist einer der größten Vorteile der Stichsäge gegenüber Sägen wie (Hand-)Kreissägen, die auf Grund des runden, sehr steifen Sägeblatts nur geradeaus sägen können. Umso wichtiger ist es also, dass die Stichsäge diesen Kurvenradius gut trifft. Führen lies sich die Säge sehr gut, auf der Oberseite des Werksstücks wurde die Spur perfekt getroffen. Leider wich der Winkel allerdings teilweise recht deutlich ab, weswegen die Spur auf der Unterseite deutlich verfehlt wurde. An dieser Stelle gibt es also die ersten Abzüge für die GST 18V-Li S.
Gehrungsschnitt? Ohne mich!
In unserer geplanten Reihenfolge käme nun der Gehrungsschnitt, allerdings, wie ich bereits in der Einleitung angesprochen habe, muss dieser leider ausfallen. Denn die GST 18 erlaubt auf Grund der Bauform des Akkus leider keinen solchen.
Sehr guter Spanreisschutz!
Manche Hersteller nennen ihn Spanreisschutz, andere nennen ihn Splitterschutz, es geht jedenfalls um dieses kleine Plastikplättchen, das in den Fuß der Säge eingeschoben werden kann. Der Sinn dahinter ist, ein Ausreisen der Holzfasern zu verhindern und damit beschichte Oberflächen zu schützen. Wichtig ist dabei, dass dieser Schutz möglichst dicht am Werkstück und möglichst dicht am Sägeblatt anliegt. Bei vielen Herstellern ist dieser Schutz leider komplett sinnloss, nicht aber bei den meisten blauen Bosch-Sägen. Wie das Bild zeigt, konnte der Schutz trotz Einsatz des Pendelhubs die beschichtete Spanplatte sehr gut schützen.
Leistung vergleichbar mit einer 230V-Säge?
Eine der ersten Fragen zu Akku-Sägen lautet oft “Hat die denn überhaupt genug Power?”. An dieser Stelle sagt ein bewegtest Bild natürlich wieder viel mehr als ein statisches. Daher kann ich nur erneut auf unser Video hinweisen. Darin sieht man mit welcher Leichtigkeit die Säge einen 120mm dicken Balken durchtrennt. Dies entspricht auch der Leistungsangabe aus dem Datenblatt für Holz. Ich bin mir sicher, die Säge würde auch noch ein bisschen dickeres Holz schaffen – nur frage ich mich dann: Warum eigentlich?
Wir haben die Lautstärke (nicht nach amtlichen Meßverfahren aber einheitlich über alle Test) im Leerlauf und im Sägebetrieb gemessen. Die Messwerte betragen 84,3 dBA (Leerlauf) bzw. 93,6 dBA. Damit ist die Säge nicht lauter oder leiser als die meisten Modelle.
Fazit zum Praxistest
Vieles kann man messen, anderes nicht: Der subjektive Eindruck ist, dass sich die Säge sehr leicht führen lässt und wenig Kraft oder Anstrengung nötig ist, um die Säge in die gewünschte Spur zu zwingen. Diese hält die Säge übrigens in allen Szenarien ziemlich gut. Lediglich beim Kurvenschnitt gibt es recht starke Abweichungen vom gewünschten Schnittwinkel. Trotzdem muss man den Praxistest mit den Noten gut bis sehr gut bezeichnen.
Das wunderbare Ökosystem
Ja, eine Akku-Stichsäge kostet einen Aufpreis ggü. einer kabelgebundenen, keine Frage. Aber man muss dabei unterscheiden zwischen Kosten die der Säge selbst zuzuordnen sind und dem ganzen System: Denn die verwendeten Akkus passen natürlich nicht nur in die Säge selbst, sondern in alle Geräte des gleichen Ökosystem. Und das ist bei Bosch Professional wirklich riesig, bereits angesprochen hatte ich den Akkuschrauber GST 18 V-Li-2, aber es gibt auch zahlreiche Geräte die bei uns noch nicht im Test waren, seien es Handkreissägen, Bohrhämmer, diverse Schleifer und vieles mehr. Und der große Vorteil kommt erst dann, wenn man bereits ein solches Gerät besitzt. Denn eine GST18 ohne Akkus, also als Solo-Gerät, ist kaum teurer als ein vergleichbares kabelgebundenes 230V-Gerät.
Vorteile
- hochwertig verarbeitet
- dank kabelloser Ausführung (Akku-Stichsäge) maximal flexibel
- hervorragendes Ökosystem
- gute bis sehr gute Ergebnisse im Praxistest, insbesondere
- gute Spur- und Winkeltreue bei geraden Schnitten in verschiedenen Materialien
- sehr guter Spanreisschutz
Nachteile
- beim Kurvenschnitt relativ starke Abweichungen vom idealen Winkel
- durch die Anordnung des Akkus kein Gehrungsschnitt möglich
Ausgewähltes Angebot, alle Angebote finden Sie im Bereich des Preisvergleichs.
Preis automatisiert abgerufen, kann mittlerweile höher sein. (Warum?)
Fazit: Eine Säge, die sich nicht vor 230V-Sägen verstecken muss!
Die Bosch GST 18V-Li S ist die 18V-Akku-Stichsäge von Bosch Professinal (blau) in der Stabform. Sie hat genug Leistung, um sich nicht vor den kabelgebundenen 230V-Varianten verstecken zu müssen, im Gegenteil: durch den Verzicht auf das Kabel wird die Säge deutlich flexibler. Einschränkungen dieser Flexibilität gibt es lediglich beim Gehrungsschnitt. Dieser ist auf Grund der Anordnung des Akkus nämlich leider überhaupt nicht möglich. In unsersem ausführlichen Praxistest haben wir gezeigt, dass die Säge die meisten Szeniaren problemlos meistert. Problemlos heißt sie sägt spur- und winkeltreu. Lediglich in unserem Kurvenschnitt-Test gibt es Abzüge, denn bei den von uns getesteten Radien war kein winkeltreuer Schnitt mehr möglich. Die Säge ist Teil eines genialen (18V-)Ökosystems und teilt sich somit System-Container (L-BOXX) und Akkus mit zahlreichen anderen blauen Bosch-Geräten. Wer aus diesem System bereits Akkus hat, z. B. von einem Akkuschrauber, kann das deutlich günstigere Solo-Gerät kaufen und damit sein Akku-Imperium um eine richtig kompetente Säge für geringes Geld erweitern.
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