Stichsägen für Gehrungsschnitte

Durch das Neigen der Fußplatte relativ zum Rest der Stichsäge lässt sich oft ein beliebiger Winkel zwischen -45 bis +45 grad einstellen.

Wenn man an Gehrungsschnitte denkt, denkt man in der Regel nicht zuerst an die Stichsäge. Eher wären da wohl noch die Kapp- und Gehrungssäge, die Handkreissäge oder die Tischkreissäge. Trotzdem gibt es einige Stichsägen, die in der Lage sind Gehrungsschnitte zu erstellen. Diese Stichsägen stellen wir hier in dieser Rubrik vor. Es folgen alle Stichsägen aus unserem großen Test, die über eine Gehrungsfunktion verfügen. Weiter unten auf dieser Seite findest du außerdem ein paar Tipps und Trick für Gehrungsschnitte.

Stichsägen sind beim Gehrungsschnitt bauartbeding benachteiligt.

Stichsägen sind als Alleskönner ausgelegt. Sie sind in Ihrer Schnitt-Charakteristik in etwa wie eine portable Band- oder Dekupiersäge. Diese beiden Sägenarten haben ggü. der Stichsäge allerdings einen entscheidenden Vorteil. Das Sägeblatt ist dort beidseitig geführt. Bei der Stichsäge ist dies nicht möglich, eine Führung ist lediglich auf einer Seite möglich - zumindest wenn man von einem optionalen Stichsägentisch absieht. Dies führt vor allem bei vielen günstigeren Modellen oft zu Problemen beim Schnittwinkel. Beim Gehrungsschnit wird nun bewusst ein andere Schnittwinkel gewählt. Dadurch vergrößert sich die "Dicke" des Werkstoffs enorm. Bei einem Quadrat mit der Kantenlänge 1cm beträgt die Diagonale Wurzel von 2cm. Also etwa 1,4cm. Wir können also grob sagen, dass sich die Materialdicke des Werkstoff beim 45-Grad-Gehrungschnitt um 40% vergrößert. Wir wissen, je dicker das Material ist, desto schwerer hat es das Sägeblatt winkelstabil zu bleiben.

Das Bild zeigt die Problematik beim Gehrungsschnitt mit günstigen Sägen: Es ist oft unmöglich damit Winkel und Spur korrekt zu halten, da die Stichsäge nur einseitig geführt ist.

Wineklstabilität ist aber noch nicht der einzige Nachteil der Stichsäge beim Gehrungsschnitt. Vergleicht man die Stichsäge mit einer Kreissäge, egal ob in Tisch oder Handform, erkennt man einen weiteren Unterschied. Das rotierende Sägeblatt bei der Kreissäge ist in alle Richtungen äußerst steif. Ist ein Schnitt ersteinmal in eine Richtung angefangen, kann dieser nur exakt in der gleichen Richtung weitergefürt werden. Gerade bei Tischkreissägen besteht eine hohe Verletzungsgefahr, wenn der Winkel während des Schnitts verändert wird. Denn dann bleibt das Werkstück im Sägeblatt hängen und wird durch die norme Kraft der Tischkreissäge durch den Raum geschleudert. Was hat das nun mit dem Gehrungsschnitt bei Stichsägen zu tun? Ein Kreissägeblatt ist bauartbedingt extrem steif gegen eine Drehung. Stichsägeblätter dagegen sind genau für das Gegenteil ausgelegt. Stichsägen sind neben Band- und Dekupiersägen so ziemlich die beste Möglichkeit Kurven zu sägen. Folglich hat eine Stichsäge von sich aus kein übermäßiges Verlagen geradeaus weiterzusägen. Auf Grund des Anwendungszwecks des Kurvenschnitts kann man eine Säge sehr leicht drehen. Das kann beim Gehrungsschnitt allerdings zum großen Nachteil werden. Fängt das Sägeblatt beim Gehrungsschnitt an zu wandern, ist es teilweise kaum mehr möglich, das Sägeblatt zurück auf die Spur zu bringen. Besonders preisgünstige Sägen haben in dieser Disziplin oft starke Probleme.

Warum also überhaupt Stichsägen mit Gehrungsfunktion?

Bei vielen günstigen Geräten ist der Gehrungsschnitt oft nur ein Marketing-Instrument. Wenn man es nicht anbietet, hat man auf dem Datenblatt einen Nachteil gegenüber dem Konkurrenten, der eine solche Funktion anbietet. Trotzdem sind Gehrungsschnitte auch mit Stichsägen durchaus möglich. Dies sind in der Regel allerdings eher die höherpreisigen Kandidaten, bei denen die Aufnahme für das Sägeblatt zweifach geführt wird. Wer also keine alternative Säge für den Gehrungsschnitt hat und unbedingt andere Winkel als rechte Winkel sägen muss, der sollte genau darauf achten, welche Modelle in unseren ausfürhlichen Praxis-Tests beim Gehrungsschnitt gut abschneiden.