Jede Stichsäge wird in unserem großen Stichsägen-Test in acht bzw. neun Bereichen bewertet. Diese Bereiche decken sowohl theoretische Merkmale (Austattung, Leistungsdaten) als auch praktische Merkmale (Ergebnisse in unseren Praxistests) ab. In diesem Artikel möchte ich alle verschiedenen Bewertungs-Kriterien vorstellen, damit ihr die jeweiligen Bewertungen unter den Testberichten besser nachvollziehen könnt.

Bewertungskriterien

Die folgenden Bewertungsbereiche beeinflussen zu gleichen Teilen die Gesamtbewertung:

Austattung

Diese Bewertung ist theoretischer Natur. Für die Bewertung in dieser Kategorie ist es zunächst egal, wie gut ein Merkmal der Säge im Test abschneidet. Hier gibt es Punkte dafür, dass die Merkmale vorhanden sind. Eine gutes bis sehr gutes Austattungsniveau resultiert in der Regel in 90 von 100 Punkten. Um mehr als 90 Punkte zu erreichen, muss eine Stichsäge außergewöhnliche Features bieten, die mehr oder weniger einmalig sind. Punktzahlen unterhalb von 90 entstehen, wenn wichtige Features fehlen. Dies könnte z. B. ein fehlender Pendelhub oder eine fehlende Funktion für Gehrungsschnitte sein. Außerdem gibt es kleinere Abzüge, wenn die Fußplatte der Säge gebogen und nicht gegossen ist. Eine Akkusäge erreicht – weil wir das kabellose Sägen als ein Austattungsmerkmal werten – in der Regel bei sonst gleichem Umfang höhere Bewertungen als eine vergleichbare Kabel-Säge.

Praxis: Weichholz

Cut-Control-Führungshilfe der PST 18

Ein cleverer Trick: Eine Führungsschiene ist beim Freihandschnitt zwar nicht erlaubt, wohl aber eine solche Führungshilfe.

Diese Kategorie steht zusammenfassend für die Praxis-Test-Ergebnisse in Weichholz. Bewertet wird hier der gerade, ungeführte Schnitt. Kritieren sind die Spurtreue, die Winkeltreue, sowie die Schwierigkeit den Schnitt ohne Hilfen durchzuführen. In der Regel kann man das Ergebnis hierfür sehr gut aus unseren Videos ableiten.

Praxis: Hartholz

Diese Katgeorie ist mit der zuvor genannten Kategorie “Weichholz” identisch, allerdings werden die Tests in Hartholz durchgeführt.

Da Hart- und Weichholz in zwei getrennten Kategorien aufgeführt sind, machen ungeführte gerade Schnitte mit zwei von acht (bzw. neun) Kateogrien einen relativ großen Anteil an der Gesamtbewertung aus.

Praxis: Kurvenschnitt

Kurvenschnitt-Test mit der Makita DJV 181

Neben der Spurtrue (links), kommt es eben auch auf die Winkeltreue (rechts) an.

Ebenfalls eine eigene Kategorie bekommt der Kurvenschnitt. Dieser Test ist besonders wichtig, da Stichsägen wie dafür gemacht sind. Viele Sägen, wie z. B. Kreissägen, können auf Grund Ihres steifen Sägeblatts nicht für Kurvenschnitte herangezogen werden. Das Monopol fällt also quasi auf die Stichsägen, sowie die Band- und Dekupiersägen, die sich ebenfalls dafür eigenen. Das Testergebnis setzt sich zusammen aus der Spurtreue, sowie der Winkeltreue. Die Spurtreue beschreibt die objektive wie auch subjektiv empfundene Fähigkeit die vorgegebene Spur zu treffen. Die zu sägenden Radien werden dabei immer kleiner. Wie gut die Spur überhaupt getroffen werden kann, hängt unter anderem auch davon ab, wie gut die Sicht auf das Sägeblatt möglich ist. Die Winkeltreue wird an verschiedenen Stellen gemessen. Auf Grund der engen Radien erreichen nur sehr wenige Sägen hier die Höchstpunktzahl. Da die Wertungen allerdings relativ zu einander sind, ist dieser Umstand berücksichtigt. Trotzdem ist zum Erreichen von 100 von 100 Punkten ein durchgehnd perfekter Winkel nötig. Die Test wurden alle mit Weichholz durchgeführt.

Praxis: Geführte und Gehrungsschnitte

In dieser Bewertungs-Kategorie haben wir zwei Punkte zusammengefasst, da beide nur nebensächlich für Stichsägen sind. Zum einen beurteilen wir den Schnitt an einer Führungsschiene. Hier wird auch wieder auf Spurtreue und Winkeltreue geachtet. Zum anderen interessieren wir uns ebenfalls für Spurtreue und Schnittwinkel beim Gehrugnsschnitt. Hierzu wird ein 45-Grad-Schnittwinkel gewählt. Beides Szenarien sind eigentlich ideal für eine Handkreissäge und weniger für eine Stichsäge geeignet. Da aber einige Anwender trotzdem auch die Stichsäge heirfür benutzen, sind beide Szenarien zusammengefasst für die Gesamtwertung relevant.

Praxis: Leistung und Lautstärke

In einer perfekten Welt hätten alle Elektrowerkzeuge unendlich viel Kraft und wären dabei kaum hörbar. Das ist natürlich selten der Fall. In dieser Kategorie interessieren wir uns dafür wie leistungsstark eine Säge ist, aber auch wie laut sie dabei ist. Extreme Ausreißer zum Positiven wie Negativen gibt es, wenn eine Säge beispielsweise sehr stark und trotzdem leise ist. Genauso kann es aber passieren, dass eine Säge kaum Kraft hat und trotzdem sehr leise ist. Hat eine Säge besonders viel Leistung ist eine hohe Lautstärke eher gerechtfertigt, als wenn sie sehr schwach ist.

Praxis: Bedienung und Komfort

Fazit zur Makita DJV181

Die wohl menschlichste Kategorie: Ohne unseren subjektiven Eindruck können wir in dieser Kategorie zu keiner Wertung kommen.

Von allen Kategorien ist diese diejenige, die am schwierigsten objektiv messbar ist und am meisten von unserem subjektiven Empfinden abhängt. Dementsprechend ist ein Teil dieser Wertung auch Bauchgefühl. Wie zufrieden war ich nach dem Schnitt? Wie leicht fande ich den Umgang mit der Säge? Außerdem geht es aber auch um besser objektiv messbare Werte. Diese sind zum Beispiel die Sicht auf das Sägeblatt oder die Vibrationen beim Schnitt. Damit eine Säge hier Höchstwerte erreicht, muss der Schnitt sich anfühlen als würde man mit einem heißen Messer durch Butter gleiten.

Preis/Leistung

Diese Kategorie kann alles relativeren. Zumindest zu einem gewissen Maß. In allen anderen Kategorien ist ganz egal was die Säge kostet. Es geht nur darum, was sie hat und was sie kann. Mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis möchten wir das ganze wieder ein bisschen relativieren. Denn nicht jeder braucht ein Profi-Gerät und auch nicht jeder hat das Budget dafür. Sind zwei Geräte gleich teuer und eines hat das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis sollte diese Stichsäge vorzuziehen sein. Oft sind es im Bereich P/L andere Geräte, die sehr gut abschneiden, als in der Gesamtwertung. Aber nicht immer. Auch die großen Marken bringen manchmal echte Schnäppchen heraus.

Ökosystem (nur bei Akku-Stichsägen)

Bosch Power4All Ökosystem 18V

Ein Akku – viele Geräte: Ein gutes Ökosystem spart bares Geld. Auch wenn der Erstkauf etwas teurer ist.

Die neunte Kategorie wird nur angewandt, wenn es sich um eine Akku-Stichsäge handelt. Das Ökosystem beschreibt wie gut sich eine Säge in die Serie aus verwandten Modellen des gleichen Herstellers eingliedert. Zwar gibt es auch außerhalb von Akku-Geräten Merkmale eines Ökosystems. Diese können zum Beispiel kombinierbare System-Koffer sein. Aber bei Akku-Geräten sagt das Ökosystem natürlich sehr viel mehr aus: Denn Akku-Geräte aus dem selben Ökosystem teilen sich einen Akku. Der Mehrpreis, den man für ein kabelloses Gerät ausgeben muss, relativiert sich dadurch also wieder. Denn, besitze ich erst einmal einige Akkus und einen Lader kann ich in Zukunft günstige Solo-Geräte kaufen.

Das ist also der Stichsägen-Test!

Ihr seht, wir legen bei der Bewertung klare Schwerpunkte auf einige Kategorien. Nicht alles, was eine Säge kann, ist genauso relevant wie andere Punkte. Führungs- oder Gehrungsschnitte sind nur ein Nebenbereich der Stichsägen. Folglich fließen sie auch mit deutlich geringerem Einfluss in das Gesamtergebnis ein, als z. B. die Freihand-Schnitte.

Hoffentlich hast du nun einen etwas besseren Durchblick und kannst auch die für dich passende Säge in unserem Stichsägen-Test finden!